Social Media ist mittlerweile mehr als nur ein Modebegriff. Es ist zur regelrechten Lifestyleentscheidung für viele Unternehmen mutiert. Viele Organisationen verzichten zunehmend auf einen traditionellen Webauftritt (was Webseite und E-Mail betrifft) und geben einer Facebookseite und einem Twitterprofil den Vorzug. Wozu auch mehrere Kanäle bedienen? Aber wo bleibt da die gute alte E-Mail? Hat das @-Zeichen denn nun gänzlich seine Bedeutung verloren oder dient es nur noch als Bezeichner eines Twitternamens? Ich bin der Meinung, dass wir den Umgang mit E-Mail in dieser veränderten Umgebung radikal überdenken sollten und versuchen zu verstehen, wie mächtig die E-Mail sein kann, wenn man die Sache richtig angeht.
Gewohnheiten verändern sich
Während ich die Aussage, dass Social Media die E-Mail tötet, verneinen würde, zeigen Studien, dass die E-Mail-Nutzung bei der jüngeren Generation rückläufig ist. Laut comScore hat die E-Mail bei Teenagern in den USA einen 59%igen Rücklauf von 2009 auf 2010 erlitten. Bei uns dürfte die Situation ähnlich aussehen. Die Generation der „Digital Natives“ nutzt das Social Web zum Kommunizieren. Diese Studie hat aber auch gezeigt, dass bei den über 55-Jährigen die E-Mail-Nutzung sogar gestiegen ist.
Verlieren wir das Vertrauen in E-Mail?
Die E-Mail scheint es schon immer zu geben, jedenfalls gab es sie bevor es das www gab. Demnach ist es nicht verwunderlich, dass sie mittlerweile an Glanz verloren hat. Für die einen ist die E-Mail nicht aufregend genug, für die anderen machen Social-Media Plattformen einen größeren Aufschrei. Bei Twitter gehen Schlagzeilen in Echtzeit um die Welt und Facebook hat die treibende Kraft, die hinter vielen Kampagnen steht.
2009 hat es eine Facebook-Gruppe sogar geschafft den Song „Killing in the Name“ von Rage Against the Machine, aus dem Jahr 1992 in die UK-Weihnachtscharts auf Platz 1 zu bringen. Noch vor der aktuellen X-Factor Weihnachts-Single (mehr dazu »).
Solche Massenbewegungen gefallen Unternehmen, die Ihre sozialen Medien sexy haben wollen. Im direkten Vergleich wirkt die klassische E-Mail oft old-fashioned und lahm. Ein weiterer Grund ist der Mangel an messbaren Mehrwert.
Die Bewertung von Internetunternehmen (speziell Social Media Riesen) sind in den Himmel geschossen. Im Mai diesen Jahres wurde LinkedIn mit 10 Milliarden US-Dollar bewertet, das ist ca. 41 mal so viel, wie ihr Netto-Einkommen in 2010. Facebook ist zwar immer noch in privater Hand, sollte es aber – Gerüchten zufolge – 2012 den Börsengang wagen, könnte eine Bewertung die 100-Millarden US-Dollar Grenze knacken. Während viele dieser Industrie das als Zeichen einer zweiten dot-com-Blase sehen, wie wir sie bereits zum Jahrtausendwechsel erlebt haben, ist es für andere Unternehmen ein zwingender Grund, um in diese Dienste zu investieren.
E-Mail hingegen hat de facto keinen Besitzer. Das bedeutet, dass niemand die Ziele und Strategien festlegt und anders als die Facebooks, Groupons und LinkedIns dieser Welt, kann es keinen Marktwert auf sich lenken. Die Wertetheorie hat uns gelehrt, dass etwas, was keinen Marktwert hat (Luft beispielsweise) als selbstverständlich betrachtet wird. Ich denke, dass E-Mail ein ähnliches Schicksal erlitten hat. Letztendlich fehlt es der E-Mail an der Mentalität, von der Social Media lebt. Ungeachtet des Marketingwachstums ist die E-Mail-Nutzung nach wie vor zum größten Teil privat. Dank der Privatsphäre meines Postfaches weiß niemand, welche Listen ich abonniert habe, und wem ich so schreibe. In Facebook hingegen kann die ganze Welt (und Facebook selbst) nachvollziehen, was ich zum Frühstück gegessen habe. Im krassen Gegensatz zu dem heimtückischen Übel der „like“-Kultur wird mein E-Mail Verhalten nicht über das gesamte Internet ausposaunt. Für die Marketer ist das ein entscheidender Nachteil.
E-Mail ist eine Währung
Jeder hat es
Es ist wahr, dass E-Mail mit anderen Diensten um Marktanteile in der Online-Kommunikation konkurriert. Es ist aber auch wahr, das E-Mail in einer Art so universell und allgegenwärtig ist, wie es Social Media nie sein wird. Im Mai 2010 hat eine Befragung ergeben, dass 39% der US-Internetnutzer noch nie ein soziales Netzwerk genutzt haben. Bei der E-Mail hingegen waren es nur 6%. Wenn man die Mehrheit seiner Zielgruppe erreichen möchte, ist die E-Mail immer noch der sicherste Weg.
Es ist eine eindeutige Kennzeichnung
Vielen Leute zielen darauf ab, gleichzeitig Mitglied vieler verschiedener Sozialer Netzwerke zu sein (mit unterschiedlichem Grad der Beteiligung), normalerweise haben sie aber nur eine oder zwei aktive E-Mail-Adressen. Die E-Mail-Adresse bleibt die eindeutige Kennzeichnung im Internet. Man verwendet sie, um sich nahezu überall einzuloggen, sich anzumelden oder etwas zu bestellen. Es wäre sehr viel nötig, damit das außer Gebrauch kommt.
Es ist eine begehrte Ressource
Laut einer Studie der Direct Marketing Association, wird erwartet, dass in 2011 E-Mail Marketing einen ROI von 44,00$ für jeden ausgegeben Dollar generieren wird. Dies ist zum Teil auf die Tatsache zurückzuführen, dass immer mehr Kunden per E-Mail angegangen werden können. 93% der E-Mail Nutzer haben eine Opt-In Beziehung zu einer Consumer-Marke. Auf Facebook sind es 15% auf Twitter sogar nur 4% (nach Chris Brogan, der Präsident der New Marketing Labs).
Diesen Mehrwert haben bereits auch die Sozialen Netzwerke erkannt und vereinzelt darauf reagiert. Facebook hat kürzlich sein eigenes E-Mailing System gestartet, welches jedem Nutzer eine @facebook.com Adresse bereitstellt. Und auch Google+ möchte zunehmend die E-Mail in Social Media Aktivitäten integrieren, um die Abgrenzung der beiden zu verwischen.
Im zweiten Teil des Beitrages, verrate Ich Ihnen, welche Restriktionen die E-Mail hat und wie man Hindernisse überwinden kann. Außerdem werden wertvolle Praxistipps gegeben, mit deren Hilfe Sie Ihr E-Mail Marketing zum Erfolg führen könne. Seien Sie also gespannt.