Das Wörtchen konventionell bedeutet so viel, wie herkömmlich, gebräuchlich, bestimmungsmäßig oder alt-hergebracht/alt-bekannt. Auch Konventionen im Web sind Muster, die unbewusst so angenommen werden, weil es halt stets so funktioniert hat und man intuitiv so verfährt.
Ich sagte zwar in einen meiner früheren Webdesign-Secrets, dass man eben nicht herkömmlich sein darf, dass man sich abheben muss und einzigartig/unverwechselbar sein sollte. Stehen dem die Konventionen im Web denn nicht entgegen? Nicht ganz. Um eine Seite nutzbar zu machen, brauchen wir gewisse Konventionen (Usability-Aspekt nicht vergessen). Um im Gedächtnis zu bleiben braucht man aber auch etwas Einzigartiges. Der richtige und ausgewogene Einsatz ist die Kunst. Halten Sie die Balance.
Und Konventionen sind toll und können dabei hilfreich sein, wenn man Sie da einsetzt, wo sie nützlich für einen sind. Sie sind essentielle Lösungen die lange vor dem Internet gestaltet wurden. Sie funktionieren einfach und sind Bestandteil der allgemeinen „Werkzeugkiste“.
Übliche Web-Konventionen umfassen:
- Platzierung (Das Logo vermutet man in der oberen linken Ecke, Login-Möglichkeiten in der rechten oberen Ecke)
- Farben (Text ist üblicherweise schwarz [oder grau] auf einem weißen [oder zumindest hellem] Untergrund, Links sind standardmäßig blau)
- Icon-Sprache (schauen Sie doch mal in unseren Footer. Man muss nicht lange nachdenken, um zu wissen, dass der Briefumschlag beispielsweise eine Kontaktmöglichkeit symbolisiert)
Es gibt buchstäblich tausende Konventionen, welche wir nicht einmal als solche wahrnehmen. Wir denken nicht darüber nach – was genau richtig so ist. Das ist der Grund, warum Konventionen funktionieren!
Konventionen funktionieren, weil…
- Sie können sie einfach verwenden, ohne groß darüber nachzudenken oder wirklich viel Arbeit zu investieren.
- Leute, die Ihre Webseite besuchen können sie verstehen, ohne darüber nachzudenken, ohne sich etwas erarbeiten zu müssen.
Einige kreative Köpfe glauben, dass es ihre Aufgabe sei, andauernd neue Dinge zu entwickeln (das ist es, was wir unter ‚kreativ‘ verstehen?!). Sie denken, dass es nur darum geht, Webseitenbesucher jedes Mal aufs Neue zu überraschen, fehlzuleiten, sie zum Denken zu bringen. Das ist aber ein unausgegorener Ansatz. Tatsächlich ist es so, dass die meisten neuen Ansätze scheitern. Das ist wie ein Naturgesetz.
Es gibt übliche Gestaltungsmuster für die meisten Dinge, welche bereits ausgezeichnet funktionieren und dies auch immer wieder unter Beweis stellen. Es ist nicht leicht, etwas zu erschaffen, was genauso gut funktioniert, wie allgemein anerkannte Konventionen – selbst schlechte Konventionen (und es gibt einige davon, aber sie funktionieren nach wie vor, weil sie vertraut sind)
Also wann sollte man Konventionen folgen und wann ist es an der Zeit etwas Neues auszuprobieren? Ich bin der Auffassung, dass man Konventionen überall dort einsetzen sollte, wo es voll und ganz zu den persönlichen Bedürfnissen passt. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch kreative Aufwände, die man dann dort nutzen soll, wo Probleme gelöst werden müssen, die wirklich wichtig sind.
Überall da, wo es keine Konvention zu geben scheint, oder dort, wo keine Konvention das zu tun vermag, was ihr Design vorsieht, können Sie dann die ganze aufgestaute Kreativität rauslassen und etwas schaffen, was funktioniert. Etwas Einzigartiges, Innovatives, aber Funktionales, was wirklich schön ist.
Bewahren Sie das Konventionelle (an einer Stelle), damit ein Besucher sich stets zurechtfindet und ohne zu überlegen Ihr Angebot nutzen kann. Nutzen Sie (an anderer Stelle) etwas Unkonventionelles, um sich abzugrenzen – um im Gedächtnis zu bleiben.